20 Sekunden: Mühsam versuche ich den
Berg hoch zu rennen. Das Terrain bereitet mir schon fast mehr
Probleme als die drei Typen über mir, und ich hätte nicht übel
Lust mich hinzuknien und die Landschaft statt der Feinde zu
erdolchen. Ich warte einige Sekunden bis mein Staminabalken halb voll
ist, was mir einen etwas höheren Sprung erlaubt um das unsichtbare
Hinderniss zu überwinden. Fast geschafft!
Scharfschützen liefern sich bei mir
zusammen mit den Typen die afk im MCC hocken ein Rennen um Platz 1
auf der Verachtungsskala. Noch lästiger als im gegnerischen Team
sind diese wandelnden Definitionen des Wortes "Tunnelblick"
nur in dem eigenem. Sicher ist es ärgerlich durch einen Kopfschuss
spontan zu einer 10-sekündigen Kampfpause gezwungen zu werden.
Tummeln sich jedoch viele Sniper im gegnerischen Team ist der Kampf
so gut wie gewonnen, da sich die Herren nicht genötigt fühlen
Punkte einzunehmen. Statt dessen wird sich über die eigene K/D Ratio
und die Entfernung auf welche man die Mitspieler des gegnerischen
Teams erledigt beömmelt.
Ich selbst habe mir einen pragmatischen
Weg Ableben durch das Projektil eines gegnerischen Snipers zu
vermeiden schnell angewöhnt: Beim einnehmen von Punkten nicht auf
der Stelle stehen bleiben und keine geraden Linien laufen. Trotz
ihrem relativ geringem Bedrohungslevel mache ich es mir mit
wachsender Begeisterung zur Aufgabe jenen Genossen ein Messer in den
Rücken zu Rammen. Nicht selten setzen sie mit einem Officer
Snipergewehr in der gegnerischen Redzone und beenden das Match 10-0,
obwohl ihr Team verliert. Das Gefühl wenn man jemandem sein
kostbares Spielzeug wegnimmt ist dabei vergleichbar mit EVE. Das
Gewehr bekommt derjenige nicht wieder.
10 Sekunden: Nur noch wenige Meter! Die
nächste Bodenunebenheit lässt mich wieder daran denken wie
praktisch es wäre die Messer als Kletterhaken benutzen zu können. So
hüpfe ich jedoch auf der Stelle, langsam panisch wegen des
Countdowns, und sehe dabei wohl aus als hätte ich einen
epileptischen Anfall. Davon bekommen das Snipergespann vor mir jedoch
nichts mit. Sie alle starren in die gleiche Richtung, mit wenig
Interesse was links oder rechts oder gar hinter ihnen geschieht.
Natürlich gibt es auch intelligente
Vertreter dieser Spezies. Leute die sich ein Dropship schnappen und
auf dass für den Gegner unerreichbare MCC fliegen, um von dort aus zu
Snipern. Oder einfach Scharfschützen die Scan Precision Enhancer in
ihre Dropsuits packen um über die Minimap rechtzeitig über das
nahen eines Feindes informiert zu werden. Oder sich schlicht hin und wieder umsehen. Es ist immer eine lustige
Situation wenn man mit gezückten Messern noch zehn Meter zum Gegner
hat und dieser sich umdreht: "Um... hi :D"
*bummtot*
5
Sekunden: Endlich habe ich das unüberwindliche Terrain umm..
überwunden und stehe hinter den drei Lämmern. Einen kurzen
Augenblick genieße ich das Machtgefühl:
+50
+50
+50
+50
+50
Ich
bin tief in der gegnerischen Redzone auf einem Plateau und überblicke
das Schlachtfeld unter mir. Seit einer Weile halten wir zwei von
drei Punkten, den Kampf werden wir wohl gewinnen wenn es so weiter
geht. Das gegnerische Team leitet gerade einen Vorstoß auf A als mein
Redzone Timer auf 0 herunter zählt und mein Klon sich selbst zerstört. Ich befinde mich wieder im Spawnmenü und erblicke einen
Dropuplink der vor A liegt, welcher es mir erlauben dürfte den
gegnerischen Vorstoß zu flankieren. Na dann...