Dienstag, 28. Mai 2013

Backstabber


20 Sekunden: Mühsam versuche ich den Berg hoch zu rennen. Das Terrain bereitet mir schon fast mehr Probleme als die drei Typen über mir, und ich hätte nicht übel Lust mich hinzuknien und die Landschaft statt der Feinde zu erdolchen. Ich warte einige Sekunden bis mein Staminabalken halb voll ist, was mir einen etwas höheren Sprung erlaubt um das unsichtbare Hinderniss zu überwinden. Fast geschafft!

Scharfschützen liefern sich bei mir zusammen mit den Typen die afk im MCC hocken ein Rennen um Platz 1 auf der Verachtungsskala. Noch lästiger als im gegnerischen Team sind diese wandelnden Definitionen des Wortes "Tunnelblick" nur in dem eigenem. Sicher ist es ärgerlich durch einen Kopfschuss spontan zu einer 10-sekündigen Kampfpause gezwungen zu werden. Tummeln sich jedoch viele Sniper im gegnerischen Team ist der Kampf so gut wie gewonnen, da sich die Herren nicht genötigt fühlen Punkte einzunehmen. Statt dessen wird sich über die eigene K/D Ratio und die Entfernung auf welche man die Mitspieler des gegnerischen Teams erledigt beömmelt.

Ich selbst habe mir einen pragmatischen Weg Ableben durch das Projektil eines gegnerischen Snipers zu vermeiden schnell angewöhnt: Beim einnehmen von Punkten nicht auf der Stelle stehen bleiben und keine geraden Linien laufen. Trotz ihrem relativ geringem Bedrohungslevel mache ich es mir mit wachsender Begeisterung zur Aufgabe jenen Genossen ein Messer in den Rücken zu Rammen. Nicht selten setzen sie mit einem Officer Snipergewehr in der gegnerischen Redzone und beenden das Match 10-0, obwohl ihr Team verliert. Das Gefühl wenn man jemandem sein kostbares Spielzeug wegnimmt ist dabei vergleichbar mit EVE. Das Gewehr bekommt derjenige nicht wieder.


10 Sekunden: Nur noch wenige Meter! Die nächste Bodenunebenheit lässt mich wieder daran denken wie praktisch es wäre die Messer als Kletterhaken benutzen zu können. So hüpfe ich jedoch auf der Stelle, langsam panisch wegen des Countdowns, und sehe dabei wohl aus als hätte ich einen epileptischen Anfall. Davon bekommen das Snipergespann vor mir jedoch nichts mit. Sie alle starren in die gleiche Richtung, mit wenig Interesse was links oder rechts oder gar hinter ihnen geschieht.

Natürlich gibt es auch intelligente Vertreter dieser Spezies. Leute die sich ein Dropship schnappen und auf dass für den Gegner unerreichbare MCC fliegen, um von dort aus zu Snipern. Oder einfach Scharfschützen die Scan Precision Enhancer in ihre Dropsuits packen um über die Minimap rechtzeitig über das nahen eines Feindes informiert zu werden. Oder sich schlicht hin und wieder umsehen. Es ist immer eine lustige Situation wenn man mit gezückten Messern noch zehn Meter zum Gegner hat und dieser sich umdreht: "Um... hi :D"

*bummtot*

5 Sekunden: Endlich habe ich das unüberwindliche Terrain umm.. überwunden und stehe hinter den drei Lämmern. Einen kurzen Augenblick genieße ich das Machtgefühl:

+50
+50
+50

Ich bin tief in der gegnerischen Redzone auf einem Plateau und überblicke das Schlachtfeld unter mir. Seit einer Weile halten wir zwei von drei Punkten, den Kampf werden wir wohl gewinnen wenn es so weiter geht. Das gegnerische Team leitet gerade einen Vorstoß auf A als mein Redzone Timer auf 0 herunter zählt und mein Klon sich selbst zerstört. Ich befinde mich wieder im Spawnmenü und erblicke einen Dropuplink der vor A liegt, welcher es mir erlauben dürfte den gegnerischen Vorstoß zu flankieren. Na dann...

4 Kommentare:

  1. Sehr schöner Beitrag. Toll geschrieben und als Dust Spieler kann ich ihn gut nachvollziehen.

    Ich muss zugeben, dass ich auch gelegentlich als Sniper unterwegs bin. Schnell und ungleichmäßig bewegende Ziele sind für mich schwer zu treffen.
    Ich weigere mich jedoch auch, in der Redzone zu sitzen. Ich bewege mich meist schräg nach hinten versetzt mit meinem Team und gebe ihnen Rückendeckung, indem ich feindliche Spieler an- oder umschieße, welche mein Team bedrängen.

    Da ich dabei selbst in der Nähe der Schlacht bin, also an einer taktischen Position, bin ich leider auch oft Ziel anderer Sniper. Daher gilt es immer, erstmal den Horizont abzusuchen.
    Auch ist es nicht dämlich, in kurzen Abständen den Zoom auszuschalten und sich seine Umgebung anzuschauen... falls solche Jungs wie du kommen.

    Aber wie gesagt, Sniper eher selten. Meist nur, wenn mir die gegnerischen Spieler im direkten Kampf haushoch überlegen sind.

    AntwortenLöschen
  2. Haste die drei nun nen Kopf kürzer gemacht oder nicht? (sagen das vllt die "+50" aus?)

    AntwortenLöschen
  3. Genau, für Kills gibt es 50 Punkte. Die ploppen immer recht prominent in der oberen Bildschirmmitte auf.

    Punkte gibts noch für andere Sachen, wie zum Beispiel das Reparieren oder Aufmunitionieren von Teamkameraden, oder das legen von mobilen Spawnpunkten.

    Die Punkte werden zum herberufen von Orbitalschlägen benötigt und legen fest wie viel ISK und SP man am Ende eines Matches als Belohnung einfährt.

    AntwortenLöschen
  4. Ausgezeichnet geschrieben und für mich als Nicht-DUST-Spieler sehr unterhaltsam.

    *thumbsup*

    Caadil Kulee

    AntwortenLöschen